Interventionen im dystopischen Raum.

Präambel

Die Erodierung der Stadtkerne ist ein weit verbreitetes Phänomen. In Paderborn sind der Königsplatz und der unterirdische ZOB durch Leerstände gekennzeichnet, Angsträume tun sich auf. Dem begegnet die Stadt mit Umbaumaßnahmen: zeitgemäßere Fassaden, neues Pflaster und Beleuchtung sollen den Ort aufwerten. Demgegenüber stehen die Ruinen einer überholten Vision vergangener Jahrzehnte. Wie können Künstler_innen dieser Situation begegnen? Wie soll man überhaupt darauf reagieren?
Der Leerstand ist ein Möglichkeitsraum. Die Ruine eine Chance für künstlerische Intervention, eine Stelle, die Fragen aufwirft, uns auffordert zu reagieren. Perspektive: Abriss. ist gedacht als Kollaboration unterschiedlicher Akteure, welche gemeinsam einen Ort durch dekadente Handlungen überführen - die kurz bevorstehende Zerstörung immer mitgedacht.

Fwd: Re:

Ich weiß nicht, wie TIM auf dieses Haus gekommen war,
aber er sagte, er war schon einmal da. Es sah aus,
als würde es nur auf den Abriss warten (...)
Ich wusste nicht,
ob er BesAtzer
oder
BesItzer war...
Zutrauen würde ich ihm
beides
Lieber DEAN & alle, die es sonst noch interessiert:

Zunächst einmal: ich kam nicht alleine drauf. Das waren MIRIAM und TIM zusammen. Ein Dialog. Und auch wenn ich dich alleine auf Libori (oder in der Stadt, in der Nähe von Libori) angesprochen habe, ist unsere Einladung von uns beiden unterschrieben - prüf es nach!

Das Haus hat wirklich einen besonderen Charme (welch ein Euphemismus!): Ich dachte jahrelang wegen dem Schriftzug "HOT", es sei ein Puff gewesen. Passen zur Zenti würde es schon. Und dann kommt raus, es war eine christliche Einrichtung. Haus der offenen Tür! Lang, lang ist's her! Vor meiner Zeit, vor Miriams Zeit in Paderborn. Du kommst doch hier her, oder? Du musst es besser wissen!

Also, der Königsplatz ist nicht wirklich schön. Das sieht auch die Stadt so - die will es jetzt ändern. Das sehen auch die Händler so - die gehen einfach weg oder pleite. Und weil Leerstände den Ort nicht schöner machen, kam die Stadt auf die (gute) Idee, diese leeren Läden von Kultur-Menschen zwischennutzen zu lassen. (Was ist Zwischennutzung? Der Vortrag am 08.08.2014 wird das wohl klären!) Und über die Uni, die Kunst, unsere Chefin wurden wir darauf aufmerksam.

Wir haben uns viele Gedanken gemacht, was die Uni da machen könnte (und vielleicht in Zukunft machen wird) - aber ganz ehrlich: Das HOT fanden wir so reizvoll, das wollten wir selber machen. Es entstanden Pläne, die nicht mehr umsetzbar waren, weil der Abbruch plötzlich immer früher terminiert wurde. Dennoch haben wir uns bei der Stadt bemüht, die gaben uns die Nummer von der für den Abbruch zuständigen Architektin, die gab uns die Nummer von der Firma, die nach dem Abbruch das neue Bauloch aushebt und die gaben uns den Schlüssel.

Und ja: manchmal fühlt man sich wie ein Besetzer (du ja wahrscheinlich auch, wenn du da oben rumsitzt und Texte an die Wand schreibst), und wie es scheint, denken das auch die Nachbarn - wir hatten heute schon wieder das Ordnungsamt da. Aber die haben uns geglaubt, dass wir da drin sein dürfen. Und meine Deutschlehrerin hat mir in der siebten Klasse erzählt, dass derjenige, dem der Stuhl gehört, der Eigentümer ist, derjenige, der drauf sitzt, der Besitzer. Die beiden müssen somit nicht die selbe Person ist.

Wir alle vom Projekt sind also (wenn die gute Frau Recht hat) Hausbesitzer. Wow! Und dann noch so eine große Immobilie in Innenstadtlage. Zu dumm nur, dass der Eigentümer dafür nur noch eine Perspektive sieht: den Abriss. Andererseits: Wäre es anders, gäbe es das ganze Projekt nicht.

Ich hoffe, ich konnte dir erklären, wie wir zu diesem Haus gekommen sind! Und jetzt: Lass uns Seife kochen...

Bis bald

TIM


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