Wir betreten eine der Wohnungen im 3. Obergeschoss, die über ein separates Treppenhaus erschlossen sind. Ein Klingelton ertönt, doch die Klingel lässt sich innerhalb der Wohnung ausschalten: dann ist kein Ton mehr zu hören. Dafür gibt es etwas zu sehen: Die Schalter, die Leuchten, die Gegensprechanlage, das Telefon mit Wählscheibe an der Wand im Flur: Museumsstücke, die tatsächlich benutzt wurden. Sie wurden pfleglich behandelt. Gebrauchsspuren sind kaum sichtbar.
Und wer könnte dieses Telefon heute noch intuitiv, also ohne Gebrauchsanweisung, bedienen? Sicher alle diejenigen, die damit aufgewachsen sind. Diejenigen, die noch das behände Drehen der Wählscheibe bei der analogen Generation gesehen haben oder als Kinder heimlich Zeit damit verbracht haben, wahllos Zahlen hintereinander zu drehen, um gespannt zu lauschen, ob am anderen Ende irgendjemand den Hörer abnimmt.
Von diesen wird immer wieder mit Verwunderung beobachtet, wie im Computermuseum zum Spielen freigegebene Wählscheibentelefone an der Telefonvermittlungsanlage erfolglos von einer digitalen Generation bedient werden, indem die Zahlen nicht gedreht, sondern nur verzweifelt auf ihnen herumgedrückt wird.
Das Wählscheibentelefon an der Flurwand in der verlassenen Wohnung im dritten Stock der Marienstraße 24 in Paderborn wurde mit einem Schlüssel zum intuitiven Verständnis des drehbaren Wählmechanismus versehen: Im Stillstand blockiert ein Schlüssel die Ziffer 1. Eine Ziffer, die einerseits meinen ersten sichtbaren Eingriff in das Gebäude markiert und somit den Beginn eines Sich-Einlassens auf die Umgebung.
Das Herausziehen des Schlüssels lässt die Wählscheibe in die Ausgangsposition zurückdrehen - eine wortlose Funktionsanleitung.
Andererseits ist 1 die letzte Ziffer des Countdowns. Darauf folgt Null. Der Abbruch. Nichts.
Auf der Wählscheibe fängt jede gewählte Ziffer bei Null an - gleicht die Wählscheibe nicht somit dem Reißbrett des Planers, der Utopie eines weißen Blatts und dem damit verbundenen Wunsch, sich über ein Medium ausdrücken zu wollen?
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