Interventionen im dystopischen Raum.

Präambel

Die Erodierung der Stadtkerne ist ein weit verbreitetes Phänomen. In Paderborn sind der Königsplatz und der unterirdische ZOB durch Leerstände gekennzeichnet, Angsträume tun sich auf. Dem begegnet die Stadt mit Umbaumaßnahmen: zeitgemäßere Fassaden, neues Pflaster und Beleuchtung sollen den Ort aufwerten. Demgegenüber stehen die Ruinen einer überholten Vision vergangener Jahrzehnte. Wie können Künstler_innen dieser Situation begegnen? Wie soll man überhaupt darauf reagieren?
Der Leerstand ist ein Möglichkeitsraum. Die Ruine eine Chance für künstlerische Intervention, eine Stelle, die Fragen aufwirft, uns auffordert zu reagieren. Perspektive: Abriss. ist gedacht als Kollaboration unterschiedlicher Akteure, welche gemeinsam einen Ort durch dekadente Handlungen überführen - die kurz bevorstehende Zerstörung immer mitgedacht.

Die Wand / Das Werk (Nikotinausstellung)



Als wir das Haus betraten, waren die meisten Räume bereits leergeräumt. Individuelle Spuren, Erinnerungsstücke mussten gesucht werden. Es tauchten nach und nach einige Briefe, Bilder und andere Gegenstände auf, dennoch wirkten weite Teile des Gebäudes bereits leer, fast tot.
Die rechte Wohnung im Obergeschoss atmet noch immer den Geist ihres ehemaligen Bewohners. Nur latent nimmt man den Geruch war, der auch nach Jahren noch in der Luft hängt: Kalter Rauch. Aber immerhin, Verliebtheit als Anzeichen für Leben. Und dann die Wände. Zwar sind die Bilder getilgt, es bleibt verborgen, was sie zeigten. Aber die Hängung ist durch den Atem des Bewohners konserviert. Die Wand - einst nur Träger für Bilder verschiedener Form und Größe - wird jetzt selbst zum Bild. Ein Gemälde ganz aus Nikotin.

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