Fehlt der Giebel. Gibt es große, weite Fenster und ist es still.
In einer ausgeräumten Wohnung sind mit der Kordel eines Verdunklungselements geometrische Formen um die Feststellhaken geschlungen worden. Ich setze dieses spontane Spiel fort, muss an Gaston Bachelard denken. Er merkt in seiner Poesie des Raumes an: "Und dem Haus ist es zu verdanken, daß eine große Zahl unserer Erinnerungen Untergebrachte sind, und wenn das Haus etwas kompliziertere Gestalt annimmt, wenn es Keller und Speicher, Winkel und Flure hat, dann bekommen unsere Erinnerungen mehr und mehr charakteristische Zufluchtsorte."
Was im Abbruchhaus irritiert: Alle Räume sind leergeräumt. Werden entkernt.
Und während ich in einer Ecke des Raumes einen Nagel finde, entfalten sich meine Träumereien, vor deren Hintergrund Bachelard fragt: "War das Zimmer groß? War der Speicher überfüllt? War der Winkel heiß? Und woher kam das Licht? Wie verhielt sich in diesen Räumen das menschliche Wesen zur Stille? Wie schmeckten ihm diese verschiedenen, so besonders gearteten Formen der Stille in den verschiedenen Schlupfwinkel der einsamen Träumereien?"
Ich schlage den Nagel in die Wand, hänge die Kordel darüber und gebe dem konkreten Ort meiner Träumereien einen Spitzboden mit Speicher: einen Giebel unterm Flachdach.
27.07.2014

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